Test der Suzuki Katana 2025 auf Reisen

Test der Suzuki Katana 2025 auf Reisen

Hat die scharfe Klinge das Zeug zum Klassiker von morgen?

Eine Woche auf der Balkan-Rallye mit der Suzuki Katana zeigt: Dieses Bike ist mehr als nur Design. Was taugt der GSX-S1000-Ableger als Tourer?

Poky

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published on 31.10.2025

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Suzuki Katana Balkan-Rallye: Wenn die Form Geschichte schreibt

Kaum ein anderes Motorradmodell von Suzuki steht so für polarisierendes Design wie die Suzuki Katanas der 80er Jahre. Auf der Balkan-Rallye durfte ich die Neuauflage dieser Klassiker über mehrere Etappen bewegen und von Budapest über Slowenien bis zur Adriaküste – herausfinden, ob auch die Neuauflage zum künftigen Klassiker taugt.

Revolution aus München: Wie die Katana entstand

Aber machen wir einen Schritt zurück: Ende der 70er-Jahre hatte Suzuki modernste Vierzylinder mit Vierventiltechnik im Programm, doch das Design der japanischen Modelle wirkte brav, beinahe altbacken. In Deutschland erkannte man dieses Defizit. Der damalige Marketingchef Manfred Becker überzeugte Suzuki Japan, ein europäisches Designerteam zu beauftragen. Die Wahl fiel auf das junge Target Design Studio aus München rund um Hans Muth, der sich zuvor bereits mit der BMW R90S und R100RS einen Namen gemacht hatte. Das Ergebnis war ein Paukenschlag.

Katana 1980: Die Concorde auf zwei Rädern

1980 wurde das neue Design erstmals der japanischen Führungsriege im Hilton Hotel München präsentiert, ein Jahr später rollten die Serienmodelle der GSX750 und GSX1100 Katana auf die Bühne der IFMA in Köln. Die Flyline, die kantige Kanzelfront, die Lenkerstummel, der tief integrierte Sitzbereich – all das war revolutionär. Der damalige Suzuki-Chef verglich die Linienführung mit der Concorde. Die Katana spaltete die Motorradwelt in Liebhaber und Ablehner, aber sie ließ niemanden kalt.

Technisch war die Ur-Katana ebenfalls ein Statement

Unter dem eigenwilligen Kleid arbeitete ein starker luftgekühlter Vierzylinder mit 115 PS (in Deutschland auf 100 PS limitiert), eine neue Doppelschleifenrahmenkonstruktion, ein Anti-Dive-System an der Gabel und ein einzigartiges Kombiinstrument mit orangem Drehzahlmesser. Gerade dieses Dashboard wurde von den Testern der Zeit zurecht wegen seiner schlechten Ablesbarkeit kritisiert – doch die mutige Form und Anordnung machte Schule und fand sich rasch in den Programmen diverser Zubehörhersteller. Viele Streetfighter-Umbauten der 90er Jahre setzten auf eine derartig gestaltete Einheit.

Designikone Suzuki Katana in den 80ern verschmäht, heute gesucht!

Obwohl, oder gerade weil sich die Katana nicht als Verkaufsschlager etablieren konnte, wurde sie zur Ikone und heißen Aktie am Gebrauchtmarkt. Ihre Form beeinflusste Jahrzehnte lang Custombikes, Streetfighter und Retroprojekten. Heute ist ein gut erhaltenes Exemplar eine gesuchte Rarität, die Preise steigen kontinuierlich. 2018 wagte Suzuki dann erneut den mutigen Schritt, diese Legende wieder aufleben zu lassen. Mit modernem K5-Motor, dem ebenfalls aus der GSX-S 1000 bekannten Fahrwerk – und dem Versuch, den Mythos in die Gegenwart zu holen. Doch ist die neue Katana wirklich ein würdiger Nachfolger?

Die Balkan-Rally: Es gibt keinen besseren Ort, um ein Retrobike zu testen

Eine Woche lang begleitet mich die aktuelle Suzuki Katana auf der Balkan-Rallye von Budapest bis Dubrovnik. Was kann die Katana wirklich, wenn der Asphalt nicht mehr topfeben ist und die Tage lang werden? Die Balkan Rally 2025 war für uns die Gelegenheit, der Klinge auf den Zahn zu fühlen – in der wohl authentischsten Classic Car und Motorrad Rally Europas.

Über 180 Teilnehmer, acht Tage durch fünf Länder, jeden Tag ein neues Terrain: von den welligen Weiten des ungarischen Flachlands über die österreichisch-slowenischen Alpenpässe bis hin zu den mondänen Adriaküstenstraßen Kroatiens. Mit ihrer Wertung nach Fahrgenauigkeit und Timing statt nach Tempo ist die Rally kein Wettrennen, sondern ein Test von Präzision, Verlässlichkeit und Komfort – alles Tugenden, die eine reisetaugliche Maschine heute mitbringen muss.

Start war in Budapest, wo beim großen Opening die Suzuki Katana ihren Rally-Start hinlegt. Mit einem voll ausgestatteten SW-Motech-Touringpaket – bestehend aus Hecktasche, Tankrucksack – war die Katana fit für das Abenteuer. Die erste Etappenfahrt führt über 350 Kilometer nach Maribor mit einem stimmungsvollen Ausklang im Thermalhotel. Am nächsten Tag durch die kurvigsten Regionen Sloweniens bis zur UNESCO-Stätte Postojna mit der weltberühmten Riesenhöle. Wieder eine Übernachtung mit Rally-Charme, bevor es weiter an die Küste geht.

An Tag 4 begegnen uns wechselhafte Bedingungen und viel Wind an der traumhaften Küstenstraße der kroatischen Adria, dennoch erhaschen wir Inselblicke auf dem Weg nach Zadar, bevor das Falkensteiner Resort zum wohlverdienten Chill-out lädt. Die letzte gewertete Etappe bringt uns nach Neum – an der Grenze zwischen Kroatien und Bosnien – mit Balkan-Party. Das Finale führte über Mostar nach Dubrovnik, wo beim Gala-Dinner schließlich gebührend gefeiert wird.

Die Rally zeigt vor allem eines: Auch wenn das Retro-Design polarisiert, ist unter dem Blech ein echtes Multitalent versteckt – tourentauglich, langlebig, durchdacht. Und in der Kategorie „Modern Heritage“ war sie in bester Gesellschaft. Klassisch inspiriert, aber alles andere als veraltet – ein Motorrad, das sich zu bewegen weiß.

Suzuki Katana Display: Schönheit trifft auf praktische Herausforderung

Beim Aufsteigen fällt das stylisch inszenierte LC-Display auf. Die Startanimation zeigt ein Schwert, passend zum Namen, hinterlegt in orangefarbener Beleuchtung. Leider ist das Panel nicht mehr zeitgemäß: Kontrastarm, bei Sonne schlecht ablesbar und funktional eingeschränkt. Hier wirkt die Katana eher nostalgisch als fortschrittlich und ist ganz auf Augenghöhe mit ihren Ahnen. Optisch hingegen überzeugt sie: Die Linien zitieren die 80er-Jahre gekonnt, modern interpretiert mit stimmigen Proportionen und kraftvoller Front, nur das Heck ist etwas pummelig geraten.

Fahreindrücke: Kraftvoll, direkt und sinnlich, der K5 in der Suzuki Katana

Der aus der GSX-S1000 bekannte K5-Motor ist das Herz der Katana. Mit 152 PS und 106 Nm bietet der Reihenvierzylinder Druck in jeder Lage. Von untertourigem Bummeln im Ort - 40 km/h und weniger im 6. Gang sind problemlos machbar - bis zum Auswinden des Aggregats in flotteren Passagen. Der Reihenviere paart lineare Leistungsentfaltung mit wohltuendem Sound, untenrum zivil, oben herrliches 4-Zylinder-Kreischen. Auf der schönsten Küstenstraße in Kroatiens der Magistrale macht der Motor Laune: Durchzug, Klang und Laufkultur sind auf hohem Niveau. Positiv hervorzuheben ist der Quickshifter, der sowohl hoch- als auch runterschalten unter Last erlaubt – immer noch eine Seltenheit.

Fahrmodi und Traktionskontrolle: das ist zwar nicht retro, funktioniert aber gut

Drei Fahrmodi (A: Sport, B: Standard, C: Regen) stehen zur Wahl, alle liefern volle Leistung verfügen jedoch über unterschiedliche Kennfelder. Kombiniert mit der fünfstufigen Traktionskontrolle ergibt sich ein sauber dosierbares Fahrerlebnis. Im Alltag nutzte ich meist Modus B und Traktionskontrolle auf Stufe 3, bei Regen war C die richtige Wahl. Die Gasannahme im Sportmodus ist spürbar direkter, aber nie harsch.

Ergonomie und Sitzkomfort: Auch für Große geeignet

Mit 1,87 m fühle ich mich auf der Katana wohl. Der Kniewinkel ist zur Optik passend sportlich, aber nicht unbequem, die Sitzbank bietet erstaunlich viel Komfort. Auch nach Stunden im Sattel bleibt sie angenehm und überzeugt durch gute wasserabweisende Eigenschaften. Die Sitzfläche trocknet nach einem Regenschauer binnen Minuten. Der Lenker ist zwar schmal, bietet aber gute Kontrolle und ist (seit 2023) zur Vibrationsminderung gummigelagert. Dennoch sind Vibrationen spürbar, vor allem bei konstant hoher Geschwindigkeit und hohem Drehzahlniveau, wie z.B. auf der Autobahn. Das Fahrgefühl bleibt selbst auf welligen Passagen satt und souverän.

Suzuki Katana Fahrwerk und Bremsen: Sportliche DNA mit Touringpotenzial

Vorne arbeitet eine voll einstellbare Gabel, hinten ein in Zugstufe und Vorspannung justierbares Federbein. Die straffe Grundabstimmung harmoniert mit der sportlichen Ausrichtung, bietet aber dennoch genug Reserven für schlechtere Straßen. Die Bremsanlage überzeugt mit starker Verzögerung und gutem Druckpunkt. Auf der Rally zeigte sich die Katana als Kurvenräuberin, vor allem wenn man mit Gewichtsverlagerung auf die Kurveninnenseite arbeitet, lassen sich flott gefahrene lange Radien richtig genießen. Die Erstbereifung, der Dunlop Road Sport 2, liefert bei trockener Fahrbahn viel Grip, bei Nässe jedoch relativ frühe Grenzen, zumindest sind diese gut erspürbar, zur Not regelt (hinten) die Traktionskontrolle.

Reisetauglichkeit Suzuki Katana

Die serienmäßige Katana ist kein Tourer, so viel ist klar. Doch der kleine Windschild weist auf der Autobahn gerade genug Umwelteinflüsse ab, damit der Torso des Fahrers trocken bleibt. Mit SW-Motech-Zubehör – Tankrucksack und Hecktasche – haben wir die Katana zum tauglichen Rally-Begleiter, teilweise gar zum Kamerafahrzeug umgemodelt. Das Gepäck-System erlaubt eine Woche Reisegepäck und bleibt auch bei hohen Geschwindigkeiten stabil. Die Reichweite ist mit 12-Liter-Tank jedoch begrenzt, bei einem auf der Reise ermittelten Durchschnittsverbrauch von 6 Litern ist nach 200 km Schluss, zudem ist die Restreichweitenanzeige nicht von hoher Genauigkeit. Man kann die häufigen Tankstopps, aber auf einer Route mit so vielen Aussichtspunkten und Highlights auch als willkommene Gelegenheit sehen Fotostopps unterzubringen, um die unvergesslichen Momente entlang der kroatischen Küsten festzuhalten. In der Bildergalerie könnt ihr euch vom Ergebnis überzeugen.

Abschlussfrage zur Suzuki Katana 2025: Ist sie ein würdiger Nachfolger?

Die neue Suzuki Katana 2025 zitiert nicht nur die optischen Tugenden ihrer großen Vorgängerin, sie überträgt auch deren kompromisslose Haltung ins Jetzt. Keine halben Sachen, kein Mainstream. Stattdessen: mutige Linien, emotionaler Motor, solides Fahrwerk, Ecken und Kanten. Ob das reicht, um dem Mythos gerecht zu werden und sie zu einem künftigen Klassiker reifen zu lassen, wird nur die Zeit beantworten können. Aktuell ist sie jedenfalls relativ günstig zu haben, wer weiß, wie lange noch.

Wie viel kostet eine Suzuki GSX-S1000S Katana?
Hier findest du einen Überblick über das Preisniveau von neuen und gebrauchten Motorrädern!
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Suzuki Katana 2025 - Experiences and Expert Review

Poky

Die Suzuki GSX-S1000S Katana basiert auf der nackten GSX-S1000 und überzeugt daher in all ihrer Qualität und ihren inneren Werten einer typischen japanischen Maschine. Die Katana hat zusätzlich optisch das Zeug zum Klassiker, immerhin ist sie die erste, die den Stil der 1980er-Jahre aufgreift. Die Sitzposition ist erstaunlich bequem und der hohe Lenker erlaubt eine angenehme Kontrolle. Mit ihrer niedrigen Frontverkleidung wird sie zwar nicht zu einer ausgeprägten Tourenmaschine, geht aber durchaus als Crossover-Bike durch, das die Bereiche Retro, Naked und Touring ausgezeichnet miteinander verbindet.


kräftiger und souveräner Reihen-Vierzylindermotor

absolut eigenständige Optik

bequeme Sitzposition

einfaches Handling

fünffach verstellbare Traktionskontrolle

gute Bremsanlage

hochwertiger Quickshifter

straffes aber reisetaugliches Fahrwerk

wenig Elektronik-Features

relativ hoher Preis gegenüber der Basis GSX-S1000

kleiner Tank

LC-Display schlecht ablesbar

Starke Nakeds mit dem gewissen Etwas

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Source: 1000PS

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