Wilder Westen

Wilder Westen

Mit der Enduroreise auf abenteuerlichen Spuren

Im September 2025 starteten wir mit unseren Suzuki V-Strom 800 DE eine Reise, die für uns Motorradfahrer mehr war als nur eine Tour durch atemberaubende Landschaften. Es war eine Fahrt mitten hinein in die Geschichte des Wilden Westens. Wir rollten über Straßen und Pässe, auf denen vor über 200 Jahren Entdecker, Abenteurer und Postkutschen unterwegs waren. Asphalt und Schotter verbanden sich mit Geschichten von Mut, Entbehrungen, Pioniergeist und Durchhaltevermögen. Mit jedem Kilometer wurde klar: Unsere moderne Technik macht das Abenteuer komfortabler – aber der Spirit, der Drang nach vorne, die Lust auf Entdeckung, das ist zeitlos.

nastynils

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published on 25.10.2025

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Warum sieht der Wilde Westen ganz anders aus?

Wenn man in Mitteleuropa vom Wilden Westen spricht, tauchen sofort Bilder von Texas auf – endlose Prärien, staubige Wüsten, sengende Sonne und Reiter, die durch flirrende Hitze ziehen. Dieses Bild ist tief in unserer Vorstellung verankert, doch es hat weniger mit der echten Geschichte zu tun als mit Hollywood. Die amerikanische Filmindustrie, die in Kalifornien beheimatet war, drehte ihre Western bevorzugt in der Nähe – in Arizona, Nevada oder in ikonischen Kulissen wie dem Monument Valley. Diese Landschaften boten die perfekte Bühne für Helden wie John Wayne oder Clint Eastwood. So wurde der „Wilde Westen“ zum Synonym für Sonne, Sand und Coltduelle im Abendlicht. Die Realität aber war vielschichtiger und geografisch weit größer. Der wahre Westen umfasste riesige Gebiete zwischen dem Mississippi und dem Pazifik – also auch Montana, Wyoming, Colorado und Idaho. Dort spielte sich ein anderer, oft härterer Teil der Geschichte ab: Goldrausch, Pelzhandel, Eisenbahnbau und die erbitterten Konflikte zwischen Siedlern und indigenen Völkern – meist in kalten, gebirgigen Regionen, geprägt von tiefen Wäldern, Schnee und rauem Wetter. Gerade Idaho war zur Zeit des Wilden Westens echtes Grenzland – Frontier im ursprünglichen Sinn. Doch weil Hollywood seine Geschichten in der Wüste erzählte, blieb dieser nördliche, alpine Westen weitgehend unsichtbar. So denken wir Europäer beim „Wilden Westen“ bis heute an glühende Hitze und Revolverhelden im Staub – obwohl der wahre Westen oft in Kälte, Stille und ungezähmter Wildnis lag.

Den Wilden Westen haben wir uns irgendwie flacher vorgestellt - In Wahrheit mussten die Siedler tiefe Wälder und hohe Berge queren.

Den Wilden Westen haben wir uns irgendwie flacher vorgestellt - In Wahrheit mussten die Siedler tiefe Wälder und hohe Berge queren.

Kapitel 1: Die Red Rock Stage – Highspeed auf hölzernen Rädern

Hier verstummte das Jammern über die fehlenden Heizgriffe an der V-Strom. Beim Blick auf die Kutschen mit denen man 125 Meilen zurücklegte...

Hier verstummte das Jammern über die fehlenden Heizgriffe an der V-Strom. Beim Blick auf die Kutschen mit denen man 125 Meilen zurücklegte...

Wir fuhren exakt dort, wo ab 1866 die legendäre Red Rock Stage ihre Spuren hinterließ. Täglich legte sie die rund 125 Meilen von Red Rock in Montana nach Salmon in Idaho zurück. Acht Kutschen pro Tag, insgesamt 14 Concord-Coaches und 12 Wagen waren im Einsatz – eine logistische Meisterleistung im 19. Jahrhundert. Um die Strecke am Laufen zu halten, standen an den Stationen entlang der Route rund 90 Pferde bereit. Ein Ticket kostete damals 8 Dollar, was für viele ein kleines Vermögen war. Dafür gab es keine Garantie auf Komfort: Staub im Sommer, Schneestürme im Winter, morastige Wege im Frühling. Überfälle, umgestürzte Wagen oder verletzte Pferde waren Teil des Alltags. Besonders berüchtigt war der Lemhi Pass, wo die Kutschen „double rough-locked“ hinunter mussten: die Räder blockiert und zusätzlich mit Ketten gesichert, damit sie nicht unkontrolliert ins Tal stürzten. Wir stellten uns vor, wie Reisende damals dicht gedrängt in den Wagen saßen, während draußen der Wind pfiff. Heute donnern wir mit unseren V-Strom 800 DE über denselben Pass. 84 PS, Traktionskontrolle und LED-Licht – ein Komfort, von dem die Menschen vor 150 Jahren nicht einmal träumen konnten. Aber eines bleibt gleich: das Ziehen im Bauch, wenn man oben am Pass steht und in die Tiefe schaut. Und der Wille, die nächste Etappe in Angriff zu nehmen. Viele der alten Ranchhäuser, die einst als Pferdewechselstationen dienten, stehen noch. Für uns sind sie perfekte Fotospots – damals waren sie Orte, an denen die Reisenden schnell einen Kaffee tranken, die Pferde getauscht wurden und die Post weiterging. Heute halten wir dort, um durchzuatmen, den Blick schweifen zu lassen und uns bewusst zu machen, dass jede lange Reise aus vielen kleinen Stopps besteht.

Kapitel 2: Die Wasserscheide – Wo ein Traum zerbrach

Einer der emotionalsten Momente unserer Tour: die Überquerung des Lemhi Pass auf der Continental Divide, der zentralen Wasserscheide Nordamerikas. Hier entscheidet sich, in welche Richtung die Flüsse fließen. Östlich geht es in den Missouri, dann in den Mississippi und schließlich in den Golf von Mexiko. Westlich strömt das Wasser in den Columbia River und weiter in den Pazifik. Für uns Motorradfahrer ist es ein faszinierender geografischer Punkt, doch für die Lewis-und-Clark-Expedition im Jahr 1805 war er ein Wendepunkt der Geschichte. Ihr Auftrag war, eine durchgehende Wasserstraße – die legendäre „Northwest Passage“ – vom Atlantik bis zum Pazifik zu finden. Als sie hier ankamen, erkannten sie: Es gibt keine schiffbare Verbindung. Stattdessen standen ihnen die mächtigen Rocky Mountains im Weg. Lewis und Clark mussten ihre Boote zurücklassen und Pferde von den Shoshone besorgen, um weiterzukommen. Diese Erkenntnis war ein Schock für die Expedition, aber auch ein Beweis für ihren Durchhaltewillen. Genau hier wurde klar: Nordamerika lässt sich nicht einfach per Boot von Küste zu Küste durchqueren. Der Traum der einfachen Passage war vorbei – aber das Abenteuer ging weiter. Als wir mit unseren Suzukis über die Continental Divide rollten, war uns bewusst, wie entscheidend dieser Ort für die Geschichte war. Mit jedem Gasstoß, mit jedem Blick ins Tal hatten wir das Gefühl, nicht nur Motorradfahrer, sondern auch ein kleines Stück Geschichtenerzähler zu sein.

Tore, Zäune und teilweise auch ganze Gebäude erfüllen alle Klischees mit welchen der Wilde Westen für uns Europäer behaftet ist.

Tore, Zäune und teilweise auch ganze Gebäude erfüllen alle Klischees mit welchen der Wilde Westen für uns Europäer behaftet ist.

Kapitel 3: Sacajawea – die Frau, die den Westen öffnete

In Salmon, Idaho, machten wir Halt an einem Ort, der wie kaum ein anderer mit der Geschichte des Westens verbunden ist. Hier wurde Sacajawea, eine junge Shoshone-Frau, um 1788 geboren. Mit nur 16 Jahren wurde sie Teil der Lewis-und-Clark-Expedition, zusammen mit ihrem Mann Toussaint Charbonneau und ihrem kleinen Sohn Jean Baptiste.

Ihre Rolle war entscheidend:

  • Dolmetscherin: Sie sprach Shoshone und etwas Hidatsa und half, bei Begegnungen mit Stämmen Missverständnisse zu vermeiden.
  • Symbol des Friedens: Ihre Anwesenheit mit Baby zeigte den indigenen Völkern, dass die Expedition keine feindlichen Absichten hatte.
  • Wegfinderin: Sie half, sichere Routen über die Rockies zu finden und führte die Expedition an Orte, die ohne sie kaum erreichbar gewesen wären.

Am Lemhi Pass half sie, Pferde von den Shoshone zu organisieren – ohne diese Tiere wäre die Expedition wahrscheinlich gescheitert. Heute erinnert das Sacajawea Interpretive, Cultural & Educational Center in Salmon an ihr Vermächtnis. Für uns war es mehr als nur ein Museumsbesuch: Es war ein Moment, in dem wir spürten, dass wahre Helden nicht immer diejenigen sind, die an vorderster Front kämpfen. Oft sind es die stillen, klugen und mutigen Begleiter, die den entscheidenden Unterschied machen. Sacajawea starb jung, um 1812. Doch ihr Andenken lebt weiter – auf Denkmälern, in Schulbüchern, sogar auf einer 1-Dollar-Münze. Für die Menschen in Idaho ist sie bis heute ein Symbol für Mut und Orientierung. Und für uns Motorradfahrer war es bewegend, in ihrer Heimatregion unterwegs zu sein.

Auch bei unserer Reise waren Pferde ein Bild welches immer wieder die Landschaft prägte.

Auch bei unserer Reise waren Pferde ein Bild welches immer wieder die Landschaft prägte.

Fazit: Abenteuer, damals wie heute

Unsere Suzuki V-Strom 800 DE erwies sich als perfekter Partner: Ein laufruhiger 776-ccm-Zweizylinder, genug Druck für Pässe und lange Geraden. Das Fahrwerk: 220 mm Federweg, 21-Zoll-Front – ideal für Schotter und Schlechtwege. Und jede Menge Komfort: auch nach langen Etappen bleibt das Bike angenehm zu fahren.

Natürlich fehlen Luxus-Features wie Tempomat oder Heizgriffe. Doch genau das passt zur Reise: Wer den Wilden Westen erkunden will, braucht keine Extras, sondern Zuverlässigkeit und den Willen, weiterzufahren. Unsere Tour hat uns gezeigt: Abenteuer war nie einfach. Ob mit Pferden, Booten oder Motorrädern – es braucht Mut, Ausdauer und die Bereitschaft, Neues zu wagen. Lewis und Clark hatten Sacajawea, die Stage-Linien hatten ihre Pferde und Fahrer – und wir haben unsere V-Stroms, die uns sicher durch die Rockies tragen. Am Ende bleibt die Erkenntnis: Die Geschichten von damals machen unsere Touren von heute erst so besonders. Jeder Pass, jede Stadt, jeder alte Trail ist mehr als nur Landschaft – es ist ein Stück Geschichte, das wir mit jedem Kilometer neu erleben.

Wilder Westen - Unsere Reise 2025

Unsere Ausrüstung für die große Tour

  • Motorrad: Suzuki V-Strom 800DE – robust, zuverlässig, abenteuerlustig: Infos und Preise
  • Reifen: Dunlop Trailmax Raid – perfekte Balance aus Straße & Schotter - Infos
  • Gepäck: SW-Motech PRO Rearbag – leicht & unzerstörbar:Preis und Infos PLUS Wasserdichter Tankrucksack für Kameraausrüstung:
  • Bekleidung: Vanucci VAJ-4 / VAT-6 / VAG-4 / VAB-10 – getestet bei 1°C bis 30°C: Link zur Jacke bei LOUIS
  • Kommunikation: Cardo Packtalk Edge – immer verbunden, selbst im Nirgendwo: Hier kaufen
  • Helm: ARAI Tour-X5 – Premium-Komfort für weite Strecken:Infos und Dekore