Zontes 703F Adventure im Test: Triple-Reiseenduro für 10.000 €

Eine vollausgestattete 21-Zoll-Reiseenduro mit Dreizylindermotor, unter 10.000 Euro? Das klingt zunächst nach einem ambitionierten, fast unglaubwürdigen Versprechen. Wenn man sich die Konkurrenz in dieser Leistungsklasse ansieht und noch den recht seltenen Triple-Motor bedenkt, liegt das Preisniveau für solch ein Paket üblicherweise mindestens 4.000 € höher. Ob Zontes mit ihrem ersten selbst entwickelten Dreizylinder-Motor zu dem Preis ein vernünftiges Motorrad bieten kann, mussten wir selbst ausprobieren. Der Testtag führt in das hügelige, kurvenreiche Niederösterreich – perfekte Kulisse, um ein Motorrad dieser Kategorie auf Herz und Nieren zu prüfen.

Herzstück der Z703F ist ein flüssigkeitsgekühlter Dreizylindermotor mit 699 Kubikzentimetern Hubraum. Ein Motorkonzept, das im Segment der Reiseenduros nur selten zum Einsatz kommt – abgesehen von bekannten Vertretern wie der Yamaha Tracer 9 oder der Triumph Tiger 900. Mit einer Spitzenleistung von 95 PS bei 10.000 Umdrehungen und einem Drehmoment von 75 Newtonmetern bei 7.500 Touren reiht sich der Triple solide in die Klasse der Adventure-Bikes ein. Besonders auffällig: Der Motor ist eine komplette Eigenentwicklung von Zontes. Um auf aus dem relativ kleinen Hubraum auf 95 PS zu kommen, liegt die Verdichtung mit 13:1 recht hoch. Der Verbrauch soll dennoch bei sparsamen 4,3 L/100km liegen.

Auch beim Chassis zeigt Zontes auf. Der Aluminiumrahmen trägt ein voll einstellbares Marzocchi-Fahrwerk mit 180 Millimeter Federweg. Die Dimensionen der 703F fallen ebenfalls klassentypisch aus: 845 Millimeter Sitzhöhe, 21-Zoll-Vorderrad, 237 Kilogramm fahrbereit. Die Bereifung - 90/90 R21 vorne und 150/70 R18 hinten - unterstreicht den Anspruch als ernstzunehmende Reiseenduro und würde auch grobe Stollenreifen ermöglichen. Doch wir sehen uns zuerst die Performance der Zontes 703F Adventure auf der befestigten Straße an.

Schon nach wenigen Kilometern auf der Landstraße wird klar, dass die Zontes 703F Adventure kein exotisches Experiment ist, sondern ein gut funktionierendes Gesamtpaket. Die Sitzposition ist aufrecht, entspannt und bietet mit den Armen gerade vorgestreckt zum breiten Lenker eine angenehm souveräne Kontrolle über das Motorrad. Trotz des Gewichts von 237 Kilogramm lässt sich die Zontes im Alltagsbetrieb gut dirigieren. Im gemächlichen Tempo zeigt sich der Dreizylindermotor typisch seidig in der Leistungsentfaltung und mit elastischen Gängen. Ruhiges Dahingleiten mit hohem Gang im Ortsgebiet funktioniert ohne Ruckeln und Zuckeln.

Wird es etwas flotter und dynamischer erinnert das Fahrverhalten an etablierte Reiseenduros. Zwar verlangt das 21-Zoll-Vorderrad etwas mehr Lenkimpuls, doch durch die gut gelungene lässt sich die Zontes recht harmonisch in Schräglage bringen. Die Gewichtsverteilung wirkt ausgewogen, die Federung arbeitet feinfühlig und bietet eine gute Balance aus Komfort und Stabilität. Auch bei schnellen Richtungswechseln oder stärkeren Verzögerungen bleibt das Motorrad stabil, wenn auch mit spürbarem Eintauchen der Front. Besonders positiv fällt das generelle Fahrgefühl auf - die Zontes fährt sich nicht wie ein Fremdkörper in der Klasse, sondern wie ein ausgereiftes Serienmodell, das ernst genommen werden will. Ein guter erster Eindruck, der Lust auf mehr macht.

Der Antrieb der Zontes 703F Adventure gehört zu den auffälligsten und gleichzeitig interessantesten Komponenten des Motorrads. Der Dreizylinder mit 699 Kubikzentimetern Hubraum liefert 95 PS bei 10.000 U/min und 75 Nm Drehmoment bei 7.500 U/min. In der Praxis zeigt sich das Aggregat prinzipiell als zugänglich im Umgang, mit kleinen Ecken und Kanten in zwei Bereichen. Im unteren Drehzahlbereich agiert der Motor zurückhaltend und etwas brustschwach. Kein Problem bei entspannter Gangart, doch man spürt den für diese Fahrzeug- und Gewichtsklasse verhältnismäßig kleinen Hubraum. Wer den Durchzug von der Ampel weg oder aus engen Kehren der Konkurrenz-Triple am Markt erwartet, wird bei der Zontes enttäuscht sein. Der chinesische Reihen-Dreier braucht Drehzahlen jenseits der 5.000 U/min, um in die Gänge zu kommen. Das heißt aber nicht, dass sich der Motor schlecht fährt oder kein gutes Gefühl vermittelt. Nur wenn man es sportlich angehen will oder eventuell mit schwerer Beladung flotte Beschleunigungsmanöver hinlegen möchte, wird man sich mehr Druck wünschen. Für Reiseenduro-typische Geschwindigkeiten reicht es alle mal.

Sehr gut gelungen beim Zontes-Triple ist der sonore Sound, der bei jeder Drehzahl gut zu hören ist. Für viele sicher ein akustisches Highlight in Zeiten von Euro5+, vor allem wenn bei heißem Motor dann im Schubbetrieb noch so dezente, aber hörbare Sprotzler aus dem Endtopf bollern. Der Quickshifter der 703F kann dank klassischem Gasseilzug nur beim Gangwechsel nach oben unterstützen. Das macht er auch ganz gut, bei niedrigeren Drehzahlen zeigt er sich teilweise aber etwas unwillig bis ruppig. Ab etwa 3.500 bis 4.000 Touren und aufwärts schaltet er aber sauber und geschmeidig. Auch ohne die Verwendung des Quickshifters gehen Schaltvorgänge dank fein dosierbarer Kupplung und sauber einrastendem Getriebe problemlos vonstatten. In Summe ergibt sich ein Antriebsstrang, der nicht mit überbordender Leistung protzt, aber für den Alltag, Tourenbetrieb und leichtes sportliches Fahren absolut ausreichend ist. Wenn da nicht eine handfeste Schwäche wäre.

So durchdacht die Zontes 703F Adventure in vielen Bereichen auch wirkt - einen unschönen Makel leistet sie sich: das ruppige Ansprechverhalten im ersten Gang. Vor allem bei niedrigen Drehzahlen treten merkliche Lastwechselreaktionen auf, die sowohl im Eco- als auch im Sportmodus unangenehm stören. Selbst mit sensibler Gashand geht ein teils starker Ruck beim Einsetzen des Vortriebs. Besonders in engen Kehren oder bei langsamer Fahrt am Kurvenscheitel wird das ruckartige Einsetzen der Leistung zum Unsicherheitsfaktor, weshalb ich im Laufe des Tests immer mehr auf den sanfter reagierenden zweiten Gang ausweiche und die Kupplung mitverwende. Schade, da die Lastwechsel gerade im Zusammenspiel mit dem sonst seidigen Ansprechverhalten des Triples ungut auffallen. Für die nächste Modellpflege wäre eine feinfühligere Abstimmung dieses Bereichs wünschenswert.

Das Fahrwerk der Zontes 703F Adventure überrascht mit einem für diese Preisklasse ungewöhnlich hochwertigen Aufbau. Verbaut ist eine voll einstellbare Upside-Down-Gabel von Marzocchi mit 43 Millimetern Standrohrdurchmesser sowie ein Monoshock-Federbein am Heck. Beide Elemente bieten 180 Millimeter Federweg und liefern eine gelungene Mischung aus Komfort und Straffheit. Auch bei flotterer Gangart bleibt das Motorrad kontrollierbar, das Fahrwerk zeigt sich satt auf der Straße und vermittelt ein stabiles, vertrauenerweckendes Gefühl - selbst bei Wechselkurven oder unebenem Untergrund.

Die Doppelscheibenbremse an der Front mit 310 Millimetern Durchmesser verlangt bei ambitionierter Fahrweise jedoch recht viel Handkraft. Zwar arbeitet sie progressiv, doch fehlt es in der Spitze an der Bissigkeit, die man sich in kritischen Bremszonen wünscht. Auch das ABS regelt etwas grob, was sich durch Vibrationen im Lenker oder ein leichtes Schwänzeln des Hecks am Kurveneingang bemerkbar machen kann. Hier zeigt sich noch ein Unterschied zu den etablierten Motorrad-Herstellern.

Das große 21-Zoll-Vorderrad und der Name der 703F Adventure suggerieren gewisse Offroad-Ambitionen. Viel losen Untergrund habe ich beim Test nicht unter die Räder bekommen, weshalb meine Eindrücke hierzu begrenzt sind. Die Stehposition ist durch den hohen Lenker eher touristisch als sportlich, aber funktional und ähnlich zu anderen großen Reiseenduros. Die Traktionskontrolle lässt sich mit einem Tastendruck deaktivieren, das ABS hingegen nur hinten und nur über das Menü, welches nicht allzu effizient anzusteuern ist. Auf einer Abenteuer-Tour mit abwechselnd befestigten und unbefestigten Wegen würde mich das garantiert nerven. Eine solide Aluminium-Motorschutzplatte gehört zur Serienausstattung, ebenso wie Handguards, die aber eher Windabweiser sind und auch noch die Blinker beherbergen. Die Federwege sind mit 180 mm nicht allzu üppig, reichen aber für entspannte Schotterstraßen und Feldwege aus. Hier im leichten Gelände verorte ich auch die Offroad-Ambitionen der 703F Adventure. Wer ernsthaft ins Gelände will, greift besser zu einem dafür spezialisierteren Modell - für gelegentliche Abstecher ist die Zontes jedoch gut gerüstet.

Auch in Sachen Langstreckentauglichkeit zeigt sich die Zontes 703F kompetent. Die aufrechte Sitzposition, der breite Lenker und der stabile Geradeauslauf machen sie zu einem angenehmen Begleiter auf langen Etappen. Der Tank fasst 22 Liter, bei einem realistischen Verbrauch von ca. fünf Litern pro 100 Kilometer ergibt sich eine beachtliche Reichweite von über 400 Kilometern. Der elektrisch verstellbare Windschild funktioniert zuverlässig, bietet in der höchsten Position guten Schutz für den Kopf, könnte aber im Schulterbereich noch etwas mehr leisten. Die serienmäßigen Heizgriffe, das gut ablesbare TFT-Display und die USB-Anschlüsse für mobile Geräte unterstreichen die Tourenkompetenz. Wer viel unterwegs ist, findet hier ein Adventure-Bike mit hohem Alltagsnutzen.

Was bei der Zontes 703F Adventure wirklich Staunen auslöst, ist der Umfang und die Qualität der serienmäßigen Ausstattung - insbesondere wenn man den Preis unter 10.000 Euro berücksichtigt. Das Keyless-Go-System funktioniert zuverlässig, mit automatischer Abschaltung und Lenkersperre, sobald sich der Fahrer mehr als 1,5 m vom Motorrad entfernt. Griffheizung ist serienmäßig, ein Tempomat fehlt zwar - was am klassischen Gaszug liegt - dafür entschädigt die restliche Technik.

Das farbige TFT-Display lässt sich in vier Layouts darstellen, bietet Smartphone-Konnektivität sowie 3D-Navigation und kann per Drehrad im Winkel verstellt werden. Besonders sind die beiden integrierten Dashcams, die vorne und hinten in Full-HD aufzeichnen und das aufgenommene Material in einminütigen Clips auf dem internen 128-GB-Speicher sichern. Über die Zontes App lassen sich die Videoclips herunterladen und weiterverwenden. Dazu kommen eine Reifendruckkontrolle mit Reifen-Temperaturanzeige, LED-Beleuchtung rundum und der schon erwähnte, elektrisch verstellbare Windschild.

Auch im Detail wird geliefert: ein Hauptständer gehört ebenso zum Serienumfang wie USB-A- und USB-C-Anschlüsse, einklappbarer Schalthebel, einstellbare Handhebeleien, ein elektrisch entriegelbarer Sitzbankmechanismus und sogar ein verstecktes Staufach im Heck. Optional lässt sich ein Totwinkel-Warnsystem nachrüsten, und im Zubehör ist ein Zusatztank vorgesehen. Einige dieser Features sind unüblich, andere nur der Reiseenduro-Oberklasse vorbehalten. Für die Preisklasse der 703F Adventure allemal beachtlich.

Im Rahmen des Tests kam auch erstmals der neue Caberg Tanami zum Einsatz - ein Helm, der sich mit spannenden Details von der Masse abhebt. Die italienische Marke Caberg („Caschi di Bergamo“) bringt mit dem Tanami einen On- und Offroad-tauglichen Fiberglashelm auf den Markt, der nicht nur durch sein geringes Gewicht zwischen 1.530 und 1.580 Gramm, sondern auch durch seine durchdachten Funktionen überzeugt. Der Helm ist nach der aktuellen ECE 22.06-Norm zertifiziert und bietet neben zwei Helmschalengrößen eine besonders intelligente Belüftungslösung: Die vorderen und hinteren Lüftungsabdeckungen sind per Magnetverschluss befestigt und lassen sich im Handumdrehen abnehmen - ideal für heiße Sommertage und Offroad-Passagen.

Ein weiteres Highlight ist der im Heck integrierte NFC-Chip, über den sich mithilfe eines Smartphones nicht nur die Helm-Webseite mit Bedienungsanleitung aufrufen lässt, sondern auch Notfallkontakte und SOS-Daten hinterlegen lassen. So können Ersthelfer bei einem Unfall schnell auf wichtige Informationen zugreifen - eine clevere Sicherheitslösung, die sich im Ernstfall bezahlt machen kann. Ein weiteres durchdachtes Feature: Im Kinnteil des Helms lässt sich optional ein das Mundstück eines Camelbag-Systems befestigen, wodurch der Fahrer während der Fahrt trinken kann, ohne die Hände verwenden zu müssen. Diese Kombination aus Tourenkomfort, Belüftung, Sicherheit und praktischer Langstreckenausrichtung macht den Caberg Tanami zu einer interessanten Wahl für Adventure-Fahrer.