Die Zukunft von CFMOTO: So geht es 2026 weiter
Markus Ferch und Hans-Jürgen Leeb im Interview
CFMOTO will in Europa weiter wachsen – mit neuen Dreizylindern, klarer Markenidentität und mehr Händlern. Ferch und Leeb aus dem Management sprechen offen über Pläne, Potenziale und Prioritäten.
Markus Ferch und Hans-Jürgen Leeb über Strategie, Modelle und Märkte von CFMOTO
CFMOTO will in Europa weiter wachsen mit neuen Dreizylindern, klarer Markenidentität und einer gestärkten Händlerbasis. Markus Ferch und Hans Leeb sprechen offen über Pläne, Potenziale und Prioritäten. Im Gespräch mit Poky von 1000PS geben Markus Ferch (VP Sales Europe, CFMOTO) und Hans-Jürgen Leeb (Generalimporteur für Deutschland und Österreich) Einblicke in die aktuelle Modellstrategie, die Entwicklung der Marke in Europa und die Zukunft der Kooperation mit KTM.
Poky: Ich hatte diesen Sommer die Gelegenheit, die 675 NK zu fahren ein richtig gut gelungenes Motorrad. Wie zufrieden seid ihr mit dem Start in Deutschland und Österreich?
Hans-Jürgen Leeb: Sehr zufrieden, auch wenn wir spät gestartet sind. Die ersten Bikes kamen erst im August oder September, also fast nach der Saison. Trotzdem war das Ergebnis sehr gut. Die 675 hat uns positiv überrascht. Im September hatten wir in Deutschland sogar mehr Zulassungen als bei der 450MT. Die Nachfrage ist riesig, wir sind praktisch ausverkauft.
Markus Ferch: Auch international ist das Feedback stark der Dreizylinder kommt extrem gut an. Und das Paket passt: attraktiver Preis, gutes Produkt. Spannend ist, dass in vielen Märkten die vollverkleidete Variante fast stärker läuft als die Naked-Version.
Poky: Wird die Plattform weiter ausgebaut? Darf man 2026 oder 2027 noch mit neuen Derivaten rechnen?
Ferch: Man darf sich etwas erwarten, aber ich kann noch nicht sagen, in welche Richtung es geht.
Poky: Es gibt ja auch die 800 NK aus dem Joint Venture mit KTM. Aus meiner Sicht sind die beiden Modelle recht nah aneinander positioniert. Ist das gewollt oder entsteht da Konkurrenz im eigenen Haus?
Ferch: Von beidem ein bisschen. Wir wussten, dass die 675 NK mit ihrem Preis und dem Dreizylinder recht nah an die 800 NK heranrückt. Am Ende entscheidet der persönliche Geschmack: der Punch des Zweizylinders oder die Laufruhe des Dreizylinders. Natürlich gibt es Überschneidungen, aber beide Modelle sind für uns wichtig. Die Partnerschaft mit KTM war und ist sehr wertvoll.
Poky: Die 800NK wird also trotz strengerer Abgasnormen fortgeführt?
Ferch: Ja, die 800er-Plattform bleibt. Wir sind jetzt bei Euro 5 Plus, das läuft weiter.
Poky: Bei der 800 MT X wie verteilt sich der Absatz zwischen der 21/18-Zoll-Version und den straßenorientierten Varianten?
Leeb: Dafür ist es noch zu früh, die ersten Zulassungen gab es erst seit zwei Monaten. Die Nachfrage teilt sich auf, aber konkrete Zahlen wären spekulativ. Ein Wort noch zur 800 NK: Wir werden die nächstes Jahr stärker pushen und in Deutschland preislich auf 7.999 Euro senken. Damit liegt sie über der 675, aber sehr attraktiv positioniert.
Poky: Draußen steht ein spektakuläres Sportkonzept mit V4-Motor. Ist das etwas, das wir bald auf der Straße sehen?
Ferch: Im Moment ist es ein Prototyp. Natürlich planen wir, das Fahrzeug in Serie zu bringen. Aber das ist ein anderes Level höhere Kräfte, andere Anforderungen an Material und Fertigung. Unser Produktionsstandard ist auf europäischem Niveau, teils sogar darüber. Entscheidend ist die Konstruktionskompetenz, und da haben wir mittlerweile ein internationales Team im Haus. Der Motor wird in China entwickelt, aber mit Input von Experten.
Poky: Fließt etwas aus der Moto3-Erfahrung in solche Projekte ein?
Ferch: Kaum direkt. In der Moto3 reden wir über 250er-Einzylinder, das ist technologisch weit weg. Aber der Rennsport schärft den Fokus: schnelle Umbauten, präzise Geometrieänderungen, effiziente Wartung solche Prinzipien helfen uns.
Poky: Zum Thema Elektrifizierung: Ihr habt ein Elektrocross gezeigt. Wie ordnet ihr das ein?
Ferch: Wir haben eine motocrossnahe Studie vorgestellt, mit 3540 kW Leistung also in etwa auf 450er-Niveau. Das war ein Test, um Feedback zu sammeln. Momentan sehen wir aber weder in Europa noch in den USA genug Nachfrage. Wir hätten die Technik, könnten schnell umsetzen, konzentrieren uns aber derzeit auf andere Modelle.
Poky: Kommen wir zur Vertriebssituation in Europa. Nach einigen Wechseln wie steht es um die Teileversorgung?
Ferch: Übergänge bringen immer Anlaufschwierigkeiten, aber wir sind drüber hinweg. Die Ersatzteilversorgung ab Werk ist stabil.
Leeb: Vom Importeur zum Händler hat sich das ebenfalls stark verbessert. Ein Ersatzteillager baut man nicht in drei Wochen auf, aber wir liegen jetzt bei über 90 Prozent Verfügbarkeit, Tendenz steigend.
Poky: Wie groß soll das Händlernetz werden?
Leeb: Momentan sind wir in Deutschland und Österreich bei rund 100 Händlern. Für eine gute Flächendeckung brauchen wir etwa 150. Wir wissen genau, wo Lücken sind, und haben viele Anfragen. Ziel: 150 Händler im Frühjahr 2026.
Ferch: Europaweit wachsen wir stark. Die Marke hat an Vertrauen gewonnen. Händler kommen inzwischen aktiv auf uns zu das war vor fünf Jahren so nicht denkbar.
Poky: Ihr wart lange über das Thema Preis-Leistung definiert. Was ist das Markenversprechen 2026?
Ferch: Preis-Leistung bleibt zentral. Wir haben aber den Vorteil, dass wir mit einer Kostenstruktur arbeiten, die zu attraktiven Preisen gute Qualität ermöglicht. Wir wollen mehr Marke, mehr Premium, aber ohne den Volumenanspruch zu verlieren. Und wir grenzen uns klar von der wachsenden (chinesischen) Konkurrenz ab.
Poky: Wie steht es um Gebrauchtpreise und Restwerte? Diese sind bei fünf Jahre alten Fahrzeugen sehr niedrig. Welche Ambitionen gibt es das zu ändern? Sind "approved"-Programme für Gebrauchtfahrzeuge geplant?
Ferch: Die neueren Modelle halten ihren Wert deutlich besser. Vor einigen Jahren war das ein Problem Käufer hatten Angst, ihr Motorrad nicht mehr verkaufen zu können. Das hat sich geändert. Programme wie "Approved/certified used bike" sind denkbar, aber noch nicht konkret.
Leeb: Zum Thema Preis-Leistung, das wird immer unser Kern bleiben. Wir haben im Vierradbereich (ATV, Side-by-side) gelernt, europäische Erwartungen zu erfüllen. Früher war das Niveau noch nicht da, heute schon.
Poky: Wie sieht es technisch aus was entwickelt ihr bei CFMOTO selbst, was kommt von Partnern? Was kauft ihr zu?
Ferch: Das ist modellabhängig. Grundsätzlich steckt heute deutlich mehr Eigenleistung in unseren Produkten. Der 675er-Motor ist komplett eigenständig, der V4 ebenso. Wir wollen technologisch unabhängiger werden.
Poky: Und qualitativ? Gibt es Unterschiede zwischen Eigenentwicklungen und Joint-Venture-Produkten, etwa bei Garantiefällen?
Ferch: Nein. Unabhängig von der Herkunft haben wir sehr niedrige Garantiequoten. Unsere Rücklaufzahlen liegen im unteren Bereich die Qualität passt.
Poky: Das jüngste Modell aus dem Joint Venture ist die 1000 MT-X. Wird das die letzte Maschine aus der Kooperation sein?
Ferch: Nein. Das Joint Venture mit KTM läuft für beide Partner sehr gut, es gibt keine Pläne, das zu ändern. Wir produzieren weiterhin einige Modelle für KTM in unserem gemeinsamen Werk und CFMOTO ist auch der exklusive Importeur für KTM und Husqvarna in China.
Poky: Und in Zukunft? Etwa im Offroad-Bereich sind leichtere Rallye-orientierte Modelle geplant?
Ferch: Gewicht ist speziell für Adventure Bikes immer Thema. Wir testen unsere Bikes intensiv, das geht soweit dass wir sie missbrauchen, um zu sehen, was sie tatsächlich aushalten, etwa bei den RedBull Romaniacs. Dort waren wir mit einigen 450 und 800 MTs am Start in der neuen Adventure Klasse. Eine radikalere Offroad-Version wäre denkbar, aktuell aber kein konkretes Projekt.
Poky: Nächste Saison bespielt ihr den Markt bis 1000 Kubik. Wo siehst du das größte Potenzial in Europa?
Ferch: Die 450 MT war das erfolgreichste Modell, das wir je nach Europa gebracht haben über 12.000 Einheiten im ersten Jahr. Generell wachsen Naked- und Adventurebikes stark, letzteres passt gut zu unserer DNA.
Poky: Und, wenn du es nach Kubaturen ordnen müsstest, ist es nach wie vor die 450 MT oder doch die neue 1000 MT-X?
Ferch: Die 1000 MT-X spielt als 21/18er Reiseenduro in keinem Volumen-Segment, aber ein Imageträger. Rund 200 Kilo trocken, etwa 112 PS und 105 Nm, kombiniert mit Pirelli, Brembo und Kayaba ein ernsthaftes Werkzeug für große Touren. Preislich finalisieren wir gerade, aber es wird sehr attraktiv sein.
Poky: Dann sage ich danke für das Gespräch.
Ferch & Leeb: Danke ebenfalls.
Author
POKY