Aprilia Tuareg 660 Rally im Offroad-Test 2025

Ungezähmtes Abenteuer aus Italien

Die Aprilia Tuareg 660 Rally ist optisch wie technisch das kompromissloseste Motorrad im 1000PS-Testfeld 2025. Doch ist sie nur etwas für Offroad-Cracks? Oder hat sie mehr Talente, als man auf den ersten Blick vermutet? Drei Testtage im Red Stag Gelände geben Aufschluss.

by Mex on 13.06.2025

Offroad-Fahren ist im deutschsprachigen Raum oft mit Einschränkungen verbunden, vor allem wenn alles legal ablaufen soll. Doch hier, im Alpenvorland südwestlich von Wien, öffnet sich ein wahres Paradies für Enduristen: das Red Stag Endurogelände. Mit über 50 Kilometern Offroad-Strecke und rund 33 Kilometern an anspruchsvollen Hard-Enduro-Sektionen bietet das Gelände alles, was das Geländeherz begehrt. Die Trails sind farblich markiert - von grün bis blau - und somit für Einsteiger wie Fortgeschrittene gleichermaßen geeignet. Auch große Reiseenduros sind hier ausdrücklich willkommen. Immer wieder wagen sich Fahrer mit vollbepackten Dickschiffen auf die mal mehr, mal weniger technisch fordernden Abschnitte, um ihre Maschinen an der Belastungsgrenze zu erleben. Betrieben wird das Gelände von Enduro Extreme, das acht Events pro Jahr veranstaltet - von Mai bis Ende Oktober. Wer dabei sein will, findet alle Infos unter www.enduro-extreme.com. Der perfekte Ort also, um die neue Aprilia Tuareg 660 Rally auf Herz und Nieren zu prüfen. Gemeinsam mit McGregor und Offroad-Experte Busty Wolter stellten wir uns der Herausforderung, die Mittelklasse-Reiseenduro unter realen und schonungslosen Bedingungen zu testen.

Eindrucksvoller Auftritt der Tuareg 660 Rally: Die Optik verspricht Abenteuer!

Schon auf den ersten Blick zeigt die Aprilia, dass sie es ernst meint. Lange Federwege, aggressiver Rallye-Kotflügel, auffällige Grafiken, massig Sitzhöhe. Der erste Eindruck täuscht nicht: Die Tuareg 660 Rally liefert auch fahrerisch das ab, was sie optisch verspricht. Sie ist keine softe Enduro zum Bummeln - sie ist ein Werkzeug für ernste Offroad Abenteuer!

40 Jahre Abenteuer: Der Continental TKC 80 als Einheitsreifen bei den Offroad Testtagen 2025

Bei den diesjährigen Offroad-Testtagen setzt 1000PS auf einen echten Klassiker: den Continental TKC 80. Dieser Reifen hat 2025 ein bemerkenswertes Jubiläum zu feiern - 40 Jahre ist er nun schon im Einsatz, auf Expeditionen und Reisen rund um die Welt. Und obwohl die Gummimischung über die Jahrzehnte immer wieder modernisiert wurde, blieb die Grundkonstruktion samt ikonischem Blockprofil weitgehend unangetastet. Ein Beweis für zeitlos gutes Design - das sich auch heute noch bewährt. Der TKC 80 bietet genau das, was im Gelände zählt: satten Grip, hohe Traktion auf losem Untergrund und gute Selbstreinigung bei matschigen Passagen. Gerade in den gröberen Sektionen des Red Stag macht der Reifen richtig Laune. Unsere Testcrew war sich schnell einig: Der TKC 80 ist nach wie vor ein verlässlicher Partner, wenn es ins Unwegsame geht. Ein verdienter Platz als Einheitsreifen für die Offroad Testtage.

Seit 40 Jahren dient der Conti TKC 80 als Basis für Offroad-Abenteuer, so auch heuer bei unseren Offroad Testtagen 2025

Tuareg 660 Rally Motor und Abstimmung: Direkt, kraftvoll, kompromisslos

Der 660er-Reihenzweizylinder ist der kleinste im Vergleichsfeld, aber nur auf dem Papier. Bereits aus dem Drehzahlkeller liefert der Motor ein brachiales Moment. Die Gasannahme erfolgt äußerst direkt, für manchen gar zu forsch. Beim kleinsten Dreh am Gasgriff geht ein Ruck durchs Motorrad - sportlich, aber fordernd. Wer entspannter fahren möchte, kann über die umfangreiche Elektronik softere Mappings wählen. Im mittleren Drehzahlband zeigt sich der Motor von seiner besten Seite - kräftig, kontrollierbar, durchzugsstark. Erst im oberen Drittel wird die Luft dünn, doch da ist der nächste Gang meist längst sortiert.

Der Charakter des Tuareg Motors hat sich von 2024 auf 2025 grundlegend verändert. Früher war er sehr linear, seidig, dafür etwas schwach bei niedrigen Drehzahlen. Nun drückt er schon aus dem Drehzahlkeller und in der Mitte massiv.

Ergonomie der Aprilia Tuareg 660 Rally: Groß, hoch

Mit einer Sitzhöhe von 920 mm ist die Aprilia im Bereich nahe einer Hardenduro, aber die schlanke Taille macht das Aufsteigen erträglich. Gerade für große Fahrer ist die Ergonomie ideal, der Kniewinkel ist im Sitzen äußerst entspannt. Die Stiefel finden auf den breiten Offroad-Rasten perfekten Grip. Der breite Lenker ist durch die Bauart der Tuareg 660 vergleichsweise hoch positioniert und kommt einem im Stehen angenehm entgegen. Die Bewegungsfreiheit entlang der schmalen, geraden Sitzbank ist exzellent. In extremen Fahrsituationen, etwa bei steilen und technischen Auffahrten, kann die hohe Lenkerposition jedoch dazu führen, dass man sich etwas zu sehr an den Lenker klammern muss, um mit dem Körper Gewicht nach vorne bringen zu können. Sportlich ambitionierte Fahrer würden sich hier vielleicht eine flachere Lenkerposition wünschen.

Erstaunlich: In Anbetracht der sehr sportlichen Bauteile und des aggressiven Charakters der Tuareg Rally ist die Stehposition überraschend entspannt.

Aprilia Tuareg 660 Rally Bremse: Scharf und sportlich

Die Verzögerung ist vorne wie hinten sportlich direkt. Die vordere Brembo-Doppelscheibenanlage mit 300 mm Bremsscheiben bietet einen klaren, fein dosierbaren Druckpunkt. Hinten geht es etwas ruppiger zu: Die Hinterradbremse reagiert sehr bissig und bietet einen kurzen, knackigen Hebelweg. Beim Anbremsen tendiert das Hinterrad gerne dazu stehen zu bleiben. Zusammen mit der geringen Schwungmasse des 660er Antriebs, kann das blockierende Hinterrad somit zum Absterben des Motors führen. In unserem Test kam es so zu einigen ungewollten Drifteinlagen. Dennoch: Wer sich darauf einstellt, bekommt eine kraftvolle und präzise Bremse, die auch hohen sportlichen Ansprüchen gerecht wird.

Die sportliche Bremserei und geringe Schwungmasse des Motors erfordern ein frühes ziehen der Kupplung, um den Motor in der Bremszone nicht abzuwürgen.

Elektronik der Tuareg 660 Rally: Umfassend und geländetauglich

Die Tuareg Rally bietet das ausgereifteste Elektronikpaket im Feld. Fahrmodi, Traktionskontrolle, Engine Brake, ABS - alles vielfach konfigurierbar. Besonders gelungen: Selbst mit aktiver Traktionskontrolle auf niedrigster Stufe bleibt das Bike geländefähig. Für Anfänger also eine tolle, praxistaugliche Lösung. Bei vielen anderen Herstellern muss die Traktionskontrolle deaktiviert werden, um auf losem Untergrund einigermaße sportlich voran zu kommen. Das ABS am Hinterrad lässt sich separat deaktivieren - und bleibt auch nach dem Abstellen des Motors ausgeschaltet. Dasselbe gilt für die Traktionskontrolle. Ein weiteres Highlight: Der serienmäßige Tempomat, der nicht nur für Langstreckenkomfort sorgt, sondern auch die Bedienung anderer Elektronik-Features über denselben Schalter erlaubt, intuitiv und praxistauglich.

Das Bedienkonzept der Aprilia braucht etwas Eingewöhnungszeit, ist dafür aber sehr praktisch. Größter Vorteil: Der vorhandene Tempomat, voll deaktivierbares ABS und eine im Homescreen verstellbare Traktionskontrolle.

Hart aber herzlich - das Fahrwerk der Aprilia Tuareg 660 Rally

In der Rally-Version verwendet Aprilia lineare, härtere Gabelfedern anstelle von weicheren, progressiven Federn beim Standard Modell. Dieses Setup verlangt im Gelände eine gewisse Grundgeschwindigkeit, um gut zu funktionieren. Im Low-Speed-Bereich wirkt die Front spürbar straffer als bei der Standardversion. Gerade Einsteiger werden das als unkomfortabel empfinden. Dafür punktet das Setup bei hohem Tempo mit Stabilität und Reserven. Die voll einstellbare Dämpfung ermöglicht Anpassungen an die eigenen Vorlieben. Wer will, kann die Rally also auch etwas zahmer machen, zumindest ein bisschen.

Das Fahrwerk der Tuareg 660 Rally scheint schier unendliche Reserven zu bieten. Die lineare Federung bietet viel Sportlichkeit, senkt aber den Komfort.

Aprilia Tuareg 660 Rally Wartung & Service

Die Wartungsintervalle liegen bei praxistauglichen 10.000 Kilometern. Besonders erfreulich: Der Luftfilter ist über eine leicht zugängliche Klappe, mit wenigen Schrauben, oberhalb des Tanks erreichbar - ideal für lange, staubige Touren. Das Bordwerkzeug ist allerdings eher minimalistisch gehalten und reicht nur für kleinere Arbeiten. Einige zusätzliche Tools sollte man bei langen, harten Touren jedenfalls einpacken.

Leatt ADV-Kombis im Offroad-Test: Zwei starke Lösungen für jedes Wetter

Bei den Offroad Testtagen 2025 überzeugen die beiden Adventure-Kombis von Leatt mit Funktionalität, Schutz und Tragekomfort. Die MultiTour 5.5 ist der wetterfeste Allrounder mit 3-lagigem Aufbau, 20.000 mm wasserdichter Innenjacke und durchdachter Belüftung - ideal für 10 bis 20 °C und wechselhafte Bedingungen. Die FlowTour 5.5 punktet mit großflächigen Mesh-Einsätzen, sportlichem Schnitt und ebenfalls wasserdichter Außenjacke - perfekt für aktive Fahrer bei 25 °C+. Beide bieten hochwertige Level-2-Protektoren, clevere Details wie Trinksystemvorbereitung und variable Weitenverstellungen. Wer kompromisslose Touring-Funktion sucht, greift zur MultiTour. Wer Leichtigkeit, Luft und Flexibilität schätzt, liegt mit der FlowTour richtig.

Conclusion: Aprilia Tuareg 660 Rally 2025

Die Aprilia Tuareg Rally beweist, dass auch ein Adventurebike mit 660 Kubik in der heutigen Zeit richtig viel Spass machen kann. Sie verbindet das beste aus zwei Welten - die Leistung und der Charakter eines echten Rallybikes, mit dem Komfort eines Adventurebikes. Im Gelände zeigt sie enorm viel Feedback und schenkt dadurch schnell Vertrauen. Auf der Strasse punktet sie mit Quickshifter, Tempomat und Reise-Zubehör direkt aus dem Hause Aprilias.


  • Überarbeitetes Motormapping mit giftiger Gasannahme
  • Sehr stabile Fahrweise im Gelände
  • Erstaunlicher Sound für Euro 5+
  • Tempomat dabei
  • Schmalere Felgen für richtige Enduroreifen
  • Einfache Bedienung der Assistenzsysteme
  • Ständer kommt an Ferse an im Stehen
  • Lineare Federung vermindert Komfort auf Strasse
  • Öfters Schalten notwendig für konstante Power
  • Spritzschutz überschaubar